Bereits im November 2020 haben sich Bund und Länder für härtere Maßnahmen im Kampf gegen Corona ausgesprochen. Im Dezember dann wurden die neuen Bestimmungen umgesetzt und alles „Unnötige“ in unserem Alltag wurde dicht gemacht. Und so kam es auch zu einem harten Lockdown in Dresden. Mit Schließung der Geschäfte im gesamten Stadtgebiet, abgesagtem Weihnachtsmarkt und dem Ausbleiben der Touristen wich auch das Leben aus der Altstadt von Dresden.
Während wir im Dezember noch mehr oder weniger durch die bevorstehende Weihnachtszeit abgelenkt waren, so hatten wir im Januar nichts, woran man sich perspektivisch klammern konnte. Besuche bei Familie und Freunden streng reglementiert, Freizeiteinrichtungen geschlossen, Bewegungsradius zudem enger gezogen und auch die Geschäfte geschlossen. Zumindest konnten wir uns an etwas Schnee im Stadtgebiet erfreuen und Ausflüge innerhalb von Dresden bzw. in die Dresdner Heide unternehmen.
Was ich aber auf meinem täglichen Weg zur Arbeit vorfand, war eine weitestgehend verwaiste Innenstadt. Wo sich, ungeachtet des Wochentags, tausende von Dresdnern und Touristen durch die Altstadt bewegten, war jetzt nur mal vereinzelt jemand anzutreffen. Die Plätze leer, die Gassen verlassen, die Sehenswürdigkeiten wurden keines Blickes gewürdigt. Ein seltener Anblick, den ich unbedingt mit meiner Kamera dokumentieren wollte.
Am 10. Januar passte das Wetter und ich hatte auch so nichts anderes vor und konnte eine Runde durch die Dresdner Innenstadt drehen. Schon auf dem Weg dorthin konnte ich sonst viel befahrene Straßen ungebremst überqueren, so zum Beispiel die Güntzstraße. Vor der Kreuzkirche war genauso wenig los, wie am menschlichen Verkehrsknotenpunkt Dr.-Külz-Ring. Weiter ging meine Erkundung durch die Prager Straße, vor Corona eine der belebtesten Straßen Dresdens, an jenem Tag traf ich nur wenige dahineilende Menschen. Nichts und niemand wollte sich derzeit dort aufhalten, selbst am Hauptbahnhof war kein nennenswerter Publikumsverkehr.
Doch neben der Prager Straße wollte ich das Geschehen auch am Postplatz, Theaterplatz und am Neumarkt dokumentieren. Ich führ auf gleichem Weg zurück und weiter entlang die Wallstraße bis hin zum Postplatz, wo mich bereits gähnende Leere erwartete. Im Motel One waren alle Lichter aus, am Kronentor vom Zwinger war kein einziger Tourist zu sehen und selbst der Blick entlang der Wilsdruffer Straße war von Leere geprägt.
An der Stelle führte ich mir einmal mehr vor Augen, was Leben in einer Stadt für eine Bedeutung hat. Was ich bisher immer für selbstverständlich angesehen habe, all die Touristen, die aus aller Welt hier her reisen, um sich Dresden anzusehen. Aber auch die Dresdner, die durch das Herzen ihrer Stadt spazieren, einen Kaffee trinken oder ins Museum gehen. All das war nicht möglich und die verlassenen Straßen bezeugten dies.
Noch diesen Gedanken nachhängend fuhr ich weiter zum Theaterplatz, wo die Semperoper geduldig auf ihre nächsten Opernbesucher wartete, umrundete die Hofkirche und hielt am Georgentor inne, wo sich ein schöner Blick auf die Frauenkirche bot. Das die Augustusstraße mit seinem berühmten Fürstenzug menschenleer war, brauche ich an der Stelle wohl nicht mehr erwähnen. Auch im Hilton Hotel war es duster und verlassen, kein Gast bewohnte eines der schicken Zimmer. Gleiches gilt wohl für alle Hotels rund um die Frauenkirche.
Wenigstens am Neumarkt konnte ich ein paar Passanten antreffen, wenn auch nur eine Handvoll und schon gar keine Touristen. Mit einem älteren Herrn kam ich auf 1,5m Entfernung dennoch ins Gespräch. Er erzählte mir, dass er öfters hier spazieren geht und selten eine so leblose Dresdner Innenstadt vorgefunden hat. Er sagte mir aber auch, ihm sei lieber, die Stadt ist verlassen, weil die Menschen zu Hause sind, als das sie im Krankenhaus für immer dahingehen. Er habe schon einige Krisen mitgemacht und auch diese würden wir überstehen.
Ich machte ein paar Aufnahmen vom Neumarkt und vom Jüdenhof und fuhr dann weiter in Richtung Altmarkt. Es war 11 Uhr, so langsam aber sicher waren doch ein paar Menschen unterwegs und der anfängliche Flair einer verlassenen Stadt verblasste. Auf dem Heimweg viel mir noch die Canalettostraße auf, die sonst von Autos, Straßenbahnen und Radfahrern genutzt und jetzt von niemanden gebraucht wurde.
Als ich mir dann meine Bilder so anschaute, war ich mir über eine Sache sicher, dieser Lockdown in Dresden ist jetzt und in dieser Zeit richtig, aber für die Zukunft wünsche ich mir eine lebendige und pulsierende Stadt zurück.
Hier alle Fotos ansehen – Lockdown in Dresden
Keine Kommentare - sei der Erste!